Friedrich Johann Michael Rückert (* 16. Mai 1788 in Schweinfurt; † 31. Januar 1866 in Neuses; Pseudonym Freimund Raimar, Reimar oder Reimer) war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik. Rückert beschäftigte sich mit mehr als 40 Sprachen und gilt als Sprachgenie.[1]
Viele Gedichte von Rückert sind als Lieder vertont worden.[17] Sehr bekannt ist die Vertonung der Kindertotenlieder und der Fünf Rückertlieder durch Gustav Mahler. Bereits 1859 vertonte Robert Radecke das Gedicht Aus der Jugendzeit.[18]
Auch andere Komponisten wie Franz Schubert, Robert Schumann, Clara Schumann, Johannes Brahms, Carl Loewe, Heinrich Kaspar Schmid, Richard Strauss und Felix Draeseke vertonten Texte von Rückert. Der Komponist Heinrich Kaspar Schmid vertonte in op. 8 So wandl‘ ich in Gedanken für Bariton und Klavier. Im Liederspiel zur Laute, oder auch Klavier op. 31 vertonte er sieben Lieder (Hüter, spät und früh; Im Frühling; Die nickende Mutter; Liebe im Kleinen; Lockvogel; All Liebe; Herbsthauch). 1993 vertonte Anne Clark mehrere Gedichte Rückerts (u. a. Ich bin der Welt abhanden gekommen) in ihrem Album The law is an Anagram of Wealth. Aus dem Jahr 2018 stammen die Sechs Lieder nach Friedrich Rückert op. 284 von Klaus Miehling.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Rückert)
Er war Mitglied der Loge „Karl zum Rautenkranz“ in Hildburghausen. In seiner Lyrik finden sich manche freimaurerische Anklänge („Willst du, dass wir mit hinein in das Haus dich bauen, lass es Dir gefallen, Stein, dass wir dich behauen!“).
(Quelle: https://www.freimaurer-wiki.de/index.php/Friedrich_Rückert)
Zum Anfang
Mache deinem Meister Ehre, o Geselle, baue recht! Wie das Maaß er hat genommen, nimm die Kelle, baue recht!
Nicht um deine Mitgesellen sorge, wie sie mögen baun; Dafür laß den Meister sorgen, deine Stelle baue recht!
Frage nicht, was mühsam heute deine Hand gefügt, wie bald Wohl im Sturm der Zeiten wieder es zerschelle, baue recht!
Laß nicht deinen Unmuth fragen, welch‘ Bewohners Ungeschmack Künftig die von dir gebaute Wand entstelle, baue recht!
Gärtner, dem der Grund zum Mörtel, und zur Kell‘ ein Spaten dient, Rühr‘ dich, und den Bau der Erde treu bestelle, baue recht!
Bau‘ die Formen der Gewächse, gründe Pflanzen und vertilg‘ Unkraut, daß in Weg dem Kraut es sich nicht stelle, baue recht!
Ordne deine blühnden Staaten, freu‘ dich der Bevölkerung. Beet‘ und Pfad‘, und auch die Leitung jedem Quelle baue recht!
Fischer, dem das Meer zum Acker, und zum Pflug ein Nachen dient, Furche tief das Beet der Fluthen, deine Welle baue recht!
Fleug, Welttheile zu verknüpfen, Schiff, und laß den Handel blühn! Handel, deine Mess‘ und Bude, Waag‘ und Elle, baue recht!
Laß von Recht und von der Liebe, König, dir den Thronsaal baun! Bau den Giebel frei und lustig, und die Schwelle baue recht!
Wenn die Eintracht Häuser bauet, die die Zwietracht niederreißt; Eintracht, komm, nimm unsrer Zwietracht Trümmerfälle, baue recht!
Mache deinem Meister Ehre, o Geselle, baue recht!
Wie das Maaß er hat genommen, nimm die Kelle, baue recht!
Nicht um deine Mitgesellen sorge, wie sie mögen baun; Dafür laß den Meister sorgen, deine Stelle baue recht!
Frage nicht, was mühsam heute deine Hand gefügt, wie bald Wohl im Sturm der Zeiten wieder es zerschelle, baue recht!
Laß nicht deinen Unmuth fragen, welch‘ Bewohners Ungeschmack Künftig die von dir gebaute Wand entstelle, baue recht!
Gärtner, dem der Grund zum Mörtel, und zur Kell‘ ein Spaten dient, Rühr‘ dich, und den Bau der Erde treu bestelle, baue recht!
Bau‘ die Formen der Gewächse, gründe Pflanzen und vertilg‘ Unkraut, daß in Weg dem Kraut es sich nicht stelle, baue recht!
Ordne deine blühnden Staaten, freu‘ dich der Bevölkerung. Beet‘ und Pfad‘, und auch die Leitung jedem Quelle baue recht!
Fischer, dem das Meer zum Acker, und zum Pflug ein Nachen dient, Furche tief das Beet der Fluthen, deine Welle baue recht!
Fleug, Welttheile zu verknüpfen, Schiff, und laß den Handel blühn! Handel, deine Mess‘ und Bude, Waag‘ und Elle, baue recht!
Laß von Recht und von der Liebe, König, dir den Thronsaal baun! Bau den Giebel frei und lustig, und die Schwelle baue recht!
Wenn die Eintracht Häuser bauet, die die Zwietracht niederreißt; Eintracht, komm, nimm unsrer Zwietracht Trümmerfälle, baue recht!
Kleinlich ist der Staaten Fachwerk vor dem ew’gen Bau der Welt: Komm, Weltweisheit, Weltengeistes Baugeselle, baue recht!
Die Vergangenheit der Schöpfung bau‘ uns aus den Trümmern auf, Und die Zukunft der Geschichte baue helle, baue recht!
Löse du die Sprachverwirrung, die den Bau in’s Stocken bringt; Daß Idee den Plan des Meisters her uns stelle, baue recht!
Sichre, stille, ungestörte Architektin, o Natur, Baue fort nach unbewußtem Kunstmodelle, baue recht!
Bau‘ die stolzgewölbte Kuppel deines Saals, o Himmel, wo Mit Musik sich ewig drehen Sphärenbälle, baue recht!
Sonnenbahnen und Milchstraßen, der Planeten Wohnungen, Die vier Häuser für des Mondes Wechselschnelle, baue recht!
Baue die Korallenriffe und die stille Muschelbank, Heil’ges Meer, und der krystallnen Grotten Helle baue recht!
O Baumeister an den Flüssen, Biber, daß der Menschenwitz Von dir lerne, deine Bauten ohne Kelle baue recht!
Eure schwebenden Paläste baut, ihr Vögel, unterm Ast! Künstlerbiene, die sechseck’ge Honigzelle baue recht!
Bau‘ die Gruft nach rechtem Maaße für der Chrysalide Schlaf, Raup‘! und deine dunklen Flügel, o Libelle, baue recht!
Bau‘ dich hoch, o Königskerze, brenn‘ in Blüthen still hinan! Lilie, deines Kronenleuchters Fußgestelle baue recht!
Auf Gerüst der Blätter schwebend, Blume, bau‘ dein Heiligthum, Duftverhüllter Liebespaare Brautkapelle baue recht!
Bauet selbst, ihr Balsamstauden, euch zum Opferduftgefäß! Dich dem Moschus zum Behältniß, o Gazelle, baue recht!
Unbewußte Dichterseele, Nachtigall, o baue dir Deine Kehle, daß sie lieblich Liebe gelle, baue recht!
Liebe, bau‘ dein Rohr der Flöten, daß es Sehnsucht athme; bau‘, Andacht, deine Orgel, daß sie Himmel schwelle, baue recht!
Frühlingsprediger! Amphion der Natur! daß Herz an Herz Der Gemeinde, Stein der Kirch‘ an Stein sich stelle, baue recht!
Bau‘ die musikal’sche Leiter der Gedanken himmelan, Freimund! deiner Liederwogen Tongesälle baue recht!
Geist der Liebe, Weltenseele, Vaterohr, das keine Stimme überhöret der dich lobenden Gemeine!
Eine Reihe Dankgebetes, Lobgesangs ein Faden, Zieht sich hin vom Dust des Morgens zu des Abends Scheine.
Eine Reihe Lobgesanges, Dankgebets ein Faden, Zieht sich hin vom Duft des Abends zu des Morgens Scheine.
Eine Schnur, woran geordnet dir zum Preise hangen Aller Himmel Sterne, samt den Blüthen aller Haine.
Eine Schnur, woran das Meer die Perlen seiner Andacht, Und der Erdgrund reihet seiner Inbrunst Edelsteine.
Gieb, daß in das Lobgeweb‘, das neu die Schöpfung täglich Dir aus tausend Fäden wirkt, ich wirken dürf‘ auch meine!
Der du gabest, dich zu loben, eine Stimme jedem Leben, von der lichten Sonne bis zum dunklen Steine!
Gieb, daß diese Seele auch durch der Gebetesflammen Schürung dir die innere Lebendigkeit bescheine!
Laß im Psalmenstrom der Schöpfung, in der Weltenmeere Großen Hymnenwogen mit hinschwimmen diese kleine!
O Natur, mit deinem Hauche läutere die Seele, Daß sie widerhalle rein dein Glockenspiel, das reine!
Gieb, daß in den großen Einklang deiner Stimmen jedes Menschenherz harmonisch schmelze, ob es jauchz‘, ob weine!
Weltenohr! vor dem gesungen vom Beginn der Zeiten, Die Jahrhunderte herab, viel Dichter im Vereine: Ihrer Saiten Widerspruch ist vor dir ausgeglichen; Ihre hunderttausend Stimmen hörest du als eine.
Laß in deinem Abendwinde Rosen säuseln über Eines jeden, der dir sang, nun schlummernde Gebeine!
Laß den freien Dichtermund hier deinem Lobe dienen, Bis in Engelzungen dort sich freier mischet seine!
(Quelle:)